Dashboarding Tableau mit Version 2022.3

Maurice Doublier

Geschrieben von: Maurice Doublier - 27 Oktober 2022

Auch im dritten Quartal des Jahres gibt es wieder ein neues Tableau Release mit spannenden Verbesserungen und neuen Features, die vielleicht dafür sorgen werden, dass Sie ihre bestehenden Dashboards nochmal überarbeiten möchten. In diesem Blogbeitrag stellen wir vor, was sich getan hat und welche Neuerungen Sie auf keinen Fall verpassen sollten.

Dynamisches Ein- und Ausblenden von Dashboard-Komponenten

Kaum ein anderes Dashboarding-Tool hat eine so aktive Community wie Tableau. Beim jährlich stattfindenden Iron Viz Datenvisualisierungswettbewerb versuchen Teilnehmer verschiedener Länder das meiste aus Tableau herauszuholen und das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Im Ergebnis gibt es eine Reihe ausgeklügelter Workarounds und Tableau-Hacks, mit denen Sie Ihre Dashboards mit Funktionen und Visualisierungen versehen können, die Out-of-the-Box nicht verfügbar sind, wie Wasserfall-Charts und Custom-Buttons. Einige dieser Workarounds sind jedoch auf komplexe Berechnungen angewiesen und wirken sich daher negativ auf die Performance des Dashboards aus.

Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass besonders solche Releases, die Abhilfe schaffen und umständige Brückenlösungen überflüssig machen, die Herzen der Community-Mitglieder höher schlagen lassen.

Mit dem Release 2022.3 führt Tableau ein weiteres dieser lang ersehnten Features ein. Anwender haben nun die Möglichkeit, ausgewählte Arbeitsblätter oder ganze Dashboard-Abschnitte bzw. Container dynamisch ein- und auszublenden. Dynamisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Sie die Sichtbarkeit des jeweiligen Dashboard-Elements von einem Parameter oder einem berechneten Feld des Typs Boolean abhängig machen können.

Somit können Sie über ein Steuerelement oder direkte Interaktion mit einem Chart (Parameter-Aktionen) festlegen, welche Charts zu welchem Zeitpunkt ein- und ausgeblendet werden.

Dashboarding Tableau_Dynamisches Ein-und AusblendenUntertitel: Koppelt man die Sichtbarkeit eines Arbeitsblattes an einen Parameter (Boolean), wird das Arbeitsblatt nur eingeblendet, wenn der zugewiesene Parameter den Wert True annimmt.

Die Dynamic Zone Visibility eröffnet völlig neue Möglichkeiten für Tableau-Entwickler. Die Use Cases sind so vielseitig, dass wir dem Thema in den nächsten Wochen einen eigenen Blogartikel widmen werden. Dennoch möchten wir einige Beispiele nennen, ohne die technische Umsetzung zu detailliert zu beschreiben. Um den betreffenden Blogartikel später nicht zu verpassen, abonnieren Sie hier unseren Newsletter.

Austauschen von Charts

Austauschen bedeutet im Grunde genommen, ein Chart auszublenden und im gleichen Moment ein anderes Chart einzublenden. Dazu müssen Sie für jedes der Charts, zwischen denen Sie später wählen möchten, ein berechnetes Feld erstellen, das in Abhängigkeit des Parameterwerts True oder False zurückgibt. Wichtig hierbei ist natürlich, dass die im berechneten Feld definierten Bedingungen sich gegenseitig ausschließen, sodass immer nur ein Chart sichtbar ist.

Der zugrundeliegende Parameter kann beispielsweise die Namen der verfügbaren Charts enthalten und über ein Steuerelement verändert werden. Ebenfalls wäre denkbar, dass die Parameterwerte aus den Werten eines Merkmals hergeleitet werden und über Parameter-Aktionen verändert werden können.

Dashboarding Tableau_Austausch v. Charts

Vollbildmodus

Wenn ein Dashboard-Element ausgeblendet wird, erfolgt in der Regel ein Resizing der übrigen Widgets. Um ein bestimmtes Arbeitsblatt innerhalb des Dashboards zu maximieren, müssen Sie daher lediglich die übrigen Arbeitsblätter ausblenden. Achten Sie jedoch unbedingt darauf, dass die Abmessungen des zu maximierenden Widgets nicht fixiert sind, da sonst kein Resizing erfolgen kann und die ausgeblendeten Arbeitsblätter lediglich eine weiße Fläche hinterlassen. Für weitere Informationen zu Layout-Containern, lesen Sie den entsprechenden Artikel unserer Tableau Dashboarding Reihe.

Ausblendbare Filterleiste

Steuerelemente können manchmal ziemlich viel Platz einnehmen. Legen Sie daher sämtliche Filter in einem gemeinsamen Container ab, den Sie anschließend über einen Button, der den zugrundeliegenden Parameterwert ändert, ein- und ausblenden können.

Anwenderfreundliche Dashboards mit dem Data Guide

Mit dem Data Guide führt Tableau ein neues Panel ein, das dem Anwender zusätzliche Informationen zum Dashboard und zu einzelnen Visualisierungen sowie den zugrundeliegenden Daten bereitstellt. Statt den Berichtsempfängern wichtige Hinweise zur Verwendung des Dashboards über entsprechende Tooltips und Textfelder an die Hand zu geben, können die Dashboard-Entwickler diese Informationen nun gemeinsam mit externen Links im Data Guide hinterlegen.

Der Guide unterscheidet zwischen verschiedenen Detailstufen und zeigt in Abhängigkeit vom gewählten Element unterschiedliche Informationen.

Wählt man ein Arbeitsblatt bzw. Chart, gibt der Data Guide Auskunft über die verwendeten Felder, aktive Filter und Ausreißer in den Daten. Leider wird dabei lediglich angegeben, welche Felder im Filtercontainer platziert sind. Rückschlüsse auf die eigentlichen Filterbedingungen sind nicht ohne Weiteres möglich. Falls Sie berechnete Felder erstellt haben, die Sie als Filter verwenden, sollten Sie daher auf eine sinnvolle Namensgebung achten. Ebenfalls vermissen wir noch Informationen über definierte Aktionen, um abschätzen zu können, was bei der Selektion eines Datenpunkts im Hintergrund passiert.

Bei der Selektion eines Datenpunkts innerhalb des Arbeitsblatts wechselt der Data Guide auf die Detailebene. Hier erhalten Berichtsempfänger zusätzliche Informationen über mögliche Einflussfaktoren, die zur aktuellen Höhe der betrachteten Kennzahl beitragen. Im Wesentlichen handelt es sich hier um eine Integration des bereits verfügbaren Explain Data Features in das neue Panel.

Dashboarding Tableau_Anwenderfreundliches guidepanelFür die Admins unter Ihnen: Im Gegensatz zu Explain Data kann der Data Guide  nicht global deaktiviert werden. Die zusätzlichen Erklärungen zu einzelnen Datenpunkten werden unabhängig von den Einstellungen zu Explain Data auf Site-Level bereitgestellt. User haben jedoch die Möglichkeit, den Data Guide in Ihren persönlichen Einstellungen zu deaktivieren.


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Verbesserungen im Bereich Advanced Analytics: Tabellenerweiterungen

Analytics Extensions ermöglichen es Anwendern bisher, die Funktionalitäten des Berechnungseditors zu erweitern, indem auf externe Anwendungen wie Python oder R zurückgegriffen wird. Dazu wird das Skript der jeweiligen Anwendung im Berechnungseditor hinterlegt und einschließlich der Daten an den Anwendungsserver weitergeleitet, der die zuvor definierte Berechnung ausführt. Anschließend wird die Ergebnismenge nach Tableau übertragen und in das berechnete Feld geschrieben. Analytic Extensions arbeiten auf Feldebene, d.h. dass für jede Berechnung ein eigenes berechnetes Feld mit einer eigenen Logik angelegt werden muss.

Mithilfe von Tabellen-Erweiterungen können Anwender nun ganze Datentabellen aus externen Anwendungen wie Python oder R direkt in Echtzeit in das Tableau-Datenmodell übertragen werden. Anschließend sind diese in der Modellierung verfügbar.

Neben den genannten Verbesserungen gibt es eine Reihe kleinerer Quality of Life Improvements, die wir nicht unerwähnt lassen möchten.

Personalisierte Suchergebnisse

Um den Anwender beim Finden der richtigen Inhalte zu unterstützen, priorisiert Tableau nun - ähnlich wie Google - in Abhängigkeit vom Nutzerverhalten bzw. von häufig verwendeten Inhalten und gespeicherten Favoriten gewisse Suchergebnisse. Diese werden dem Anwender weiter oben gelistet angezeigt und sind somit leichter erreichbar.

Neue Data Governance Features für das Data Management Add-On

Anwender, die das Data Management Add-On lizenziert haben, konnten bisher Datenqualitätshinweise für Datenquellen hinterlegen, um auf fehlerhafte oder veraltete Daten aufmerksam zu machen. Ab sofort können Sie Meldungen zur Datenqualität zusätzlich auf Feldebene statt lediglich auf Ebene der Datenquelle einstellen.

Verbesserungen der Weboberfläche

Tableau hat erneut die Webumgebung verbessert und den Funktionsumfang somit weiter an den von Tableau Desktop angeglichen. Mit dem neuen Update können Datentypen nun direkt im Data Panel der Dashboarding-Oberfläche geändert werden. Darüber hinaus gibt es kleinere Verbesserungen der Formatierungsoptionen.

Eventuell wird die Weboberfläche dieselben Dashboarding-Möglichkeiten bieten, wie Tableau Desktop und den Desktop Client für einige Anwender überflüssig machen. Zum jetzigen Zeitpunkt stößt man jedoch noch häufig an Grenzen, die es erforderlich machen, die Arbeitsmappe herunterzuladen und in Tableau Desktop weiterzuarbeiten.

Berechtigungsvergabe während der Veröffentlichung von Inhalten

Wenn Sie Inhalte freigeben und die Person, mit der Sie Inhalte teilen, nicht über entsprechende Zugriffsrechte verfügt, werden Sie unmittelbar danach aufgefordert, dem Empfänger die fehlende Berechtigung zu erteilen. Teilen Sie beispielsweise eine Arbeitsmappe mit Kollegen, können Sie diesen während der Freigabe Zugriff auf das Projekt erteilen, indem das Dashboard abgelegt ist. Das erspart es den Zielpersonen, die fehlende Zugriffsberechtigung manuell anzufordern.

Gemeinsame Verwaltung externer Ressourcen

Bisher waren Site-Administratoren für die Verwaltung externer Ressourcen wie virtuelle Verbindungen oder Datenbanken verantwortlich. Stattdessen können diese nun in Projekte verschoben werden, um bestehende Berechtigungen zu nutzen und die Verwaltung der Ressourcen den jeweiligen Verantwortlichen zu überlassen.

Dynamische Skalierung von Tableau Server-Prozessen

Mit jedem Q1 und Q3 Release erfährt auch Tableau Server einige Neuerungen. So profitiert die Plattform jetzt von einer dynamischen Skalierung der Server Prozesse in Docker-Containern über Kubernetes. Administratoren können die Anzahl der aktiven Hintergrundprozesskomponenten nach einem festgelegten Zeitplan an den Ressourcenverbrauch anpassen, um die Performance der Server-Umgebung zu optimieren. So können beispielsweise in Zeiten, in denen besonders viele Extrakte geladen werden,  zusätzliche Kapazitäten bereitgestellt werden.

Darüber hinaus wurde das Aktivitätenprotokoll um zusätzliche Ereignisse erweitert. Die beiden Neuerungen sind jedoch nur für Kunden von Advanced Management Add-Ons verfügbar und  liegen hinter einer Paywall.

Dashboarding Tableau mit Version 2022.3 - unser Fazit

Die Liste der neuen Features und Verbesserungen des Q3 Releases ist lang. Dennoch finden sich unter den Neuerungen weniger Game Change als man anfänglich vermutet. So waren einige Funktionen wie die verbesserte Berechtigungsvergabe und die gemeinsame Verwaltung externer Ressourcen schon eine Weile überfällig. Außerdem profitieren nicht alle Anwender gleichermaßen, da gerade die Verbesserungen in den Bereichen Data Governance und Server Administration hinter einer Paywall liegen und nur Inhabern des Data Management Add-Ons zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich hierbei um elementare Funktionen, die bereits in der Basisversion von Tableau enthalten sein sollten. Mit der Dynamic Zone Visibility zeigt Tableau jedoch auch diesmal wieder, dass die Stimmen der Community gehört werden. Auch beim Data Guide und den Tabellenerweiterungen handelt es sich um vielversprechende Features. Es bleibt jedoch fraglich, wie diese von den Anwendern angenommen werden und wie viele Anwender die Funktionen am Ende tatsächlich nutzen. In jedem Fall bieten die neuen Features genug Möglichkeiten, um sich bis zum nächsten Release die Zeit zu vertreiben.

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Themen: Dashboarding, Tableau

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