Dieser Blogbeitrag gibt einen umfassenden Einblick in unsere Erfahrungen mit Seamless Planning, die wir im Rahmen des Controlled Release Programms der SAP seit November 2024 gesammelt haben. Die Features, die wir dort nutzen konnten, entsprechen dem Funktionsumfang des Q1 2025 Releases, das Ende letzter Woche veröffentlicht wurde. Neben einer technischen Einschätzung zeigen wir auf, welche Möglichkeiten Seamless Planning bietet und welchen Mehrwert es für Unternehmen schafft. In zukünftigen Beiträgen werden wir neue Features analysieren und Seamless Planning im Kontext der SAP Business Data Cloud einordnen – dem neuen Cloud-Angebot der SAP, das neben dem aktuellen Data & Analytics Portfolio auch Databricks als Data-Lakehouse-Technologie umfasst.
SAP-Planung im Wandel
Wer sich mit SAP-basierter Unternehmensplanung beschäftigt, steht schnell vor der Frage: Welche Lösung ist die richtige? Die Optionen sind vielfältig – von der BW-basierter Planung mit BPC über hybride Ansätze, bei denen SAP Analytics Cloud (SAC) als Frontend auf klassische Backend-Technologien trifft, bis hin zur nativen Planung direkt in SAC.
Traditionell ist SAP-Planung eng mit dem Bereich Data & Analytics verknüpft. Im Laufe der Jahre entstanden zahlreiche Lösungen, die entweder mehr anwendungszentriert (Application-Driven) oder mehr datengetrieben (Data-Driven) mit Fokus auf Integration und Backend-Performance waren. SAP BPC Embedded vereinte die Stärken einer frontend-orientierten BPC-Planung mit der robusten Integration von BW-IP und der in-memory Technologie von HANA (PAK). Dieses Embedded Model, oft als Best of both worlds bezeichnet, bietet noch heute eine leistungsfähige und stabile Lösung für die Unternehmensplanung. Doch die Weiterentwicklung der SAP-Planung konzentriert sich auf integrierte, cloudbasierte Architekturen.
Mit SAP Cloud for Planning brachte SAP 2015 die erste reine Cloud-Planungslösung auf den Markt – der Startschuss für die heutige SAC. Die Cloud-First-Strategie machte schnell klar: Die Zukunft der SAP-Planung liegt in der SAC, während BPC-basierte Planung an Bedeutung verliert. Doch ist SAC für jede Planung die richtige Wahl?
Viele Unternehmen stehen vor genau dieser Frage. Denn obwohl SAC-Planung viele Vorteile bietet, gibt es zentrale Herausforderungen:
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Datenintegration: Cloud-Datenmodelle erfordern eine aufwendige Replikation.
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Planungslogik und Berechnungen: Die Flexibilität von ABAP- oder AMDP-basierten Funktionen lässt sich nicht 1:1 in SAC abbilden, was komplexe Logiken erschwert.
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Datenvolumen & Performance: Große Datenmengen bringen SAC an ihre Grenzen.
Deshalb setzen viele Unternehmen weiterhin auf SAP BPC, besonders für komplexe Planungen, und haben den vollständigen Wechsel zu SAC bisher nicht vollzogen.
Seamless Planning bringt den entscheidenden Wandel.
Seamless Planning erklärt: Mehr als nur Integration?
Was genau steckt hinter Seamless Planning – und warum wird es einen entscheidenden Unterschied in der Unternehmensplanung machen? Wichtig ist zu verstehen, dass Seamless Planning keine neue eigenständige Planungslösung ist und auch nicht die SAC-Planung ersetzt. Vielmehr erweitert es diese um SAP Datasphere als leistungsstarke Speicher- und Verarbeitungsplattform, ohne den bisherigen Funktionsumfang der SAC-Planung einzuschränken. Predictive Scenarios, Kommentierung und alle bekannten SAC-Planungsfunktionen bleiben uneingeschränkt nutzbar. Doch was bedeutet das konkret?
Datenhaltung in SAP Datasphere
Planungsdaten sowie öffentliche Dimensionen werden direkt in SAP Datasphere gespeichert – gemeinsam mit allen anderen Unternehmensdaten. Damit befinden sie sich an der richtigen Stelle und können in Echtzeit für weitere Zwecke genutzt werden, ohne aufwendige Daten-Replikation.
Optimierte Ressourcensteuerung und Monitoring
Da sowohl die Datenhaltung als auch die Verarbeitung nun in Datasphere erfolgt, können Unternehmen CPU- und Speicherressourcen gezielt steuern und anpassen – eine Möglichkeit, die in SAC so nicht bestand. Der Vorteil: Eine einheitliche Steuerung von Reporting und Planung innerhalb von Datasphere, wodurch sich Ressourcen effizient überwachen und skalieren lassen.
Datasphere-Tools in der Planung nutzen
Durch die nahtlose Integration mit SAP Datasphere steht dessen Technologie-Stack nun auch für den Planungsprozess zur Verfügung. Unternehmen können Plandaten live mit anderen Datenquellen verknüpfen – etwa für abteilungsübergreifende Synchronisierung in der Planung. ETL-Prozesse zur Datenvorbereitung oder die Berechnung komplexer Planungslogiken lassen sich in übergreifende Workflows einbinden: SAC kann Aktionen in Datasphere anstoßen und umgekehrt. Damit eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten für die Gestaltung von Planungsprozessen – sei es innerhalb von SAC, in Datasphere oder in einer Kombination aus beiden. Während das Q1-Release zentrale Grundlagen schafft, wird dieses Zusammenspiel vor allem mit zukünftigen Erweiterungen weiter ausgebaut. Die leistungsstarken Datasphere-Tools sollten daher aktiv in das Design und die Umsetzung von Planungprozessen einfließen, um Synergien in der Planung optimal zu nutzen.
Praxisbeispiel NextJuice: Einblick in die neue Planungswelt
Anhand eines praktischen Beispiels demonstrieren wir, wie Seamless Planning die nahtlose Integration von externen Zusatzdaten in die Planung ermöglicht.
In unserer Demo will der Getränkehändler NextJuice einen Forecast für das Vertriebscontrolling erstellen und nutzt dafür die Verkaufszahlen des Vorjahres als Basis. Zusätzlich sollen geplante Rabattaktionen, die bereits an anderer Stelle aufbereitet wurden, automatisch in die Planung einfließen, um realistischere Umsatzziele zu berechnen.
Dank Seamless Planning lassen sich solche externen Zusatzdaten, die z.B. als lokale Tabellen in anderen Datsphere-Spaces vorliegen, direkt mit den Plandaten verknüpfen und im Planungsdashboard berücksichtigen. Damit der Fachbereich die Zusatzdaten eigenständig pflegen kann, setzen wir unser Produkt NextTables ein – eine intuitive Self-Service-Lösung, die sich ideal als Ergänzung für Seamless Planning eignet.
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Unser erweitertes Seamless Planning Modell nutzt eine SQL-View, um die Planungsdaten mit den strukturell völlig anders aufgebauten Rabattdaten zu verknüpfen. Hier zeigt sich die Stärke von Datasphere: Durch die vielseitigen SQL-Views lassen sich Daten sowohl grafisch als auch codebasiert flexibel anreichern und nach individuellen Business-Logiken zusammenführen. Über ein Analytic Model werden die so aufbereiteten Daten für das Planungsdashboard bereitstellt.
Der Mehrwert zeigt sich unmittelbar in den Analyseergebnissen: Vor der Berücksichtigung der Rabatte wies das Planungsergebnis eine positive Entwicklung der Gesamtmarge aus. Direkt nach dem Einspielen der Rabattdaten zeigte sich jedoch ein anderes Bild, das eine Anpassung der Planung erforderlich macht.
An diesem konkreten Beispiel haben wir gezeigt, wie die nahtlose Integration solcher Zusatzdaten es ermöglicht, externe Rahmenbedingungen unmittelbar in der Planung zu berücksichtigen, um gezielt darauf reagieren zu können.
Neue Funktionen, neue Möglichkeiten: Das erwartet uns demnächst
Während mit dem Q1-Release die zentralen Grundlagen für Seamless Planning geschaffen wurden, stehen viele der Funktionen, die den vollen Mehrwert dieser Integration entfalten, noch auf der Roadmap. Besonders spannend sind aus unserer Sicht folgende geplante Features:
Wiederverwendung von Datasphere-Dimensionen
Mit den kommenden Erweiterungen wird es möglich sein, Dimensionen aus Datasphere direkt in SAC-Modellen zu nutzen, ohne sie in der SAC definieren zu müssen. Dies reduziert den Pflegeaufwand und stellt sicher, dass einheitliche Strukturen für Planung und Reporting genutzt werden.
Live-Verknüpfung von Daten aus SAP Datasphere
Aktuell müssen Daten aus SAP Datasphere in SAC-Modelle repliziert werden, um sie für die Planung zu nutzen. Das gilt auch trotz Speicherung in Datasphere mit dem Q1-Release weiterhin – beispielsweise für Actuals-Daten, die in Planungstabellen angezeigt oder in Data Actions verwendet werden sollen. Künftig sollen Faktendaten aus Datasphere direkt und ohne Replikation in SAC-Planungsmodelle als Externe Versionen angebunden werden können – technisch vergleichbar mit einem Union. Dadurch lassen sich Actuals-Daten oder Plandaten aus anderen Unternehmensbereichen live verknüpfen, ohne dafür separate Views in Datasphere erstellen zu müssen. Aus Sicht der SAC-Planung verhält sich eine Externe Version so, als wäre sie direkt im Planungsmodell enthalten: Sie kann in Planungstabellen angezeigt und in Data Actions genutzt werden. Das macht die Planung deutlich flexibler, da Echtzeit-Daten aus Datasphere unmittelbar berücksichtigt werden können.
Cross-Orchestrierung zwischen SAC und Datasphere
Mit diesem geplanten Feature wird Seamless Planning um eine tiefere Integration zwischen SAC und Datasphere erweitert, sodass sich Prozesse über beide Systeme hinweg orchestrieren lassen. Künftig wird es möglich sein, Task Chains aus Datasphere direkt in SAC Multi Actions einzubinden. Hierfür wird ein neuer Task Chain Step innerhalb von Multi Actions zur Verfügung gestellt. Auch soll es möglich sein, aus Datasphere heraus gezielt Planungsschritte in SAC anzustoßen. Dadurch lassen sich komplexe Planungsprozesse über beide Plattformen hinweg koordinieren, und es entsteht die Flexibilität, Planungsschritte dort umzusetzen, wo sie am sinnvollsten sind – in SAC, in Datasphere oder in einer Kombination aus beiden.
Schreiben in SAC-Modelle über Transformation-Flows
Derzeit sind die Faktentabellen des Seamless Planning Modells in Datasphere Read-Only, sodass Modelle und öffentliche Dimensionen weiterhin über Import-Prozesse beladen werden müssen. Mit dieser Erweiterung wird es möglich sein, die Faktentabellen in Datasphere direkt über Transformation Flows zu befüllen. Während dies aus unserer Sicht nicht primär für das Laden von Actuals-Daten gedacht ist, da diese bereits über die geplante Live-Verknüpfung direkt in die Planung einfließen können, eröffnet es neue Möglichkeiten für die Planung. Dazu gehören beispielsweise Erstellung von Planungsversionen in Datasphere, die Abbildung komplexer Planungslogiken oder das Anreichern von Planungsdaten mit externen Informationen über SQLScript. Damit können Planungsschritte als ETL-Prozesse direkt in Datasphere umgesetzt werden, wodurch sich manche Business-Logiken flexibler und effizienter abbilden lassen.
Beispiel-Use Case: Systemübergreifende Initialisierung des Planungsprozesses
Ein konkretes Anwendungsbeispiel für die Cross-Orchestrierung und Live-Verknüpfung ist die Initialisierung eines Planungsprozesses mit den aktuellsten Ist-Daten. Der Prozess beginnt mit einer Multi Action im SAC-Kalender, die den Planungsablauf startet:
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Die Multi Action triggert eine Task Chain in Datasphere, die die neuesten Ist-Daten lädt und transformiert. Die Ist-Daten sind direkt mit dem SAC-Modell verknüpft, sodass keine Replikation erforderlich ist.
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Eine Data Action in SAC kopiert die Ist-Daten direkt in die Planung, um einen Forecast basierend auf den aktuellen Ist-Werten zu generieren.
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Die Planungs-Story wird mit den aktualisierten Daten bereitgestellt, sodass der Planer in Echtzeit auf die neuesten Werte zugreifen kann.
Jetzt einsteigen oder warten? Der beste Zeitpunkt für die Umstellung
Seamless Planning steht noch am Anfang und entwickelt sich stetig weiter – doch wann ist der ideale Zeitpunkt für den Umstieg? Während erste Funktionen bereits verfügbar sind, stehen entscheidende Erweiterungen noch aus. Unternehmen sollten jetzt prüfen, wann und wie sie Seamless Planning am besten in ihre Planungsstrategie integrieren.
Falls Sie BPC im Einsatz haben und Ihre Planung aufgrund ihrer Komplexität noch nicht auf SAC umgestellt wurde, lohnt es sich, die kommenden Entwicklungen genau zu verfolgen. Analysieren Sie Ihre bestehenden BPC-Planungen und identifizieren Sie die Schlüsselfunktionen, die für eine reibungslose Migration wichtig sind. Es kann daher sinnvoll sein, den Umstieg zeitlich an der Verfügbarkeit dieser Funktionen auszurichten. Auf offiziellen SAP-Folien steht derzeit nur die Angabe „2025 and beyond“, wobei bereits kommuniziert wurde, dass die Live-Verknüpfung eines der nächsten verfügbaren Features sein wird – zu der wir im Controlled Release Programm bereits eine Live-Demo sehen konnten.
Wenn Sie bereits SAC Planung nutzen, hängt der nächste Schritt von Ihrer Systemumgebung ab. Die Voraussetzung für Seamless Planning ist eine SAC-Umgebung auf HANA Cloud. Falls Ihr SAC-Tenant bereits auf HANA Cloud läuft, können Sie Seamless Planning sofort nutzen. Falls nicht, gibt es zwei Optionen:
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Upgrade des bestehenden SAC-Tenants abwarten
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Neuen SAC-Tenant auf HANA Cloud provisionieren
Da SAP an einem Migrations-Tool arbeitet, das bestehende Import-Modelle automatisch in Seamless Planning Modelle umstellen kann – mit Ausnahme von Kontenmodellen – können Unternehmen auch weiterhin ihre bestehende SAC-Planung nutzen, ohne später einen hohen manuellen Umstellungsaufwand befürchten zu müssen.
Der richtige Zeitpunkt für den Start mit Seamless Planning hängt folglich von Ihrer aktuellen Systemlandschaft und Ihren Planungsanforderungen ab. Jetzt ist der richtige Moment, um zu evaluieren, wie Seamless Planning Ihre Planungsstrategie optimieren kann.
Haben Sie Fragen zu diesem oder anderen Themen? Nehmen Sie einfach Kontakt zu uns auf - wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!
NextTables, SAP Analytics Cloud, SAP Planning
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