Am 08. März 2023 hat SAP die neue Evolution ihres Next-Generation cloudbasierten Datenprodukts vorgestellt: SAP Datasphere. Das ehemals als “Data Warehouse Cloud” (DWC) bekannte Produkt ist seit 2019 verfügbar - im ständigen Wandel, um den Ansprüchen der Kunden an ein zukunftsorientiertes Data Warehouse gerecht zu werden. Mit Datasphere macht SAP einen weiteren großen Schritt in diese Richtung, doch der Launch wirft auch Fragen nach den konkreten Auswirkungen auf SAP Kunden auf und wie die Neuerungen strategisch zu bewerten sind.
Wir haben uns mit Dr. Hagen Jander, Vice President of Data Warehouse Product Management & Strategy bei SAP, im Rahmen eines Interviews unterhalten, um diesen und weiteren Fragen nachzugehen. Im Anschluss an das Interview geben wir Ihnen eine Einschätzung darüber, wie wir diesen Schritt bewerten und für die Zukunft einordnen.
Interview mit Hagen Jander, SAP
Hallo Hagen, danke, dass du dir für uns Zeit nimmst. Bitte gib uns zunächst eine Einführung. Was verbirgt sich hinter der Ankündigung der SAP im „Data Unleashed“ Event am 8. März und der SAP Datasphere? Welche Kundenbedürfnisse adressiert ihr damit?
In vielen Gesprächen mit unseren Kunden sowie Daten- und Analytics-Verantwortlichen wird deutlich, dass der Themenkomplex „Daten & Analytics“ industrieübergreifend als sehr relevant und gleichzeitig als herausfordernd wahrgenommen wird. Häufig geäußerte Anliegen sind ein möglichst einfacher Zugriff auf SAP-Geschäftsapplikationsdaten (inklusive Metadaten und semantischen Informationen), eine Öffnung des Daten-/Analytics-Stacks zur Integration diverser Komponenten, die engere und agilere Einbindung von Fachbereichen und die Reduktion von Komplexität in heterogenen Systemlandschaften.
Im Data Unleashed Event am 8. März haben wir mit SAP Datasphere die nächste Generation von SAP Data Warehouse Cloud sowie neue Partnerschaften mit führenden Technologieanbietern angekündigt, um diese Herausforderungen zu adressieren. SAP Datasphere ist als „Business Data Fabric“ gestaltet und damit eine umfassende Lösung, die einen einfachen und skalierbaren Zugang zu geschäftskritischen Daten ermöglicht und Fähigkeiten in Datenintegration (inklusive Federierung und Replikation), Katalogisierung, semantischer Modellierung und Data Warehousing vereint.
Was bedeutet das für die Bestandskunden der SAP Data Warehouse Cloud?
Mit der Ankündigung von SAP Datasphere am 8. März wurden bestehende SAP Data Warehouse Cloud Instanzen automatisch in die neue Version SAP Datasphere überführt – unter Beibehaltung aller bestehenden Funktionalitäten und Inhalte und mit der Möglichkeit, ab diesem Zeitpunkt die neuen Funktionalitäten in den Bereichen analytische Modellierung, Data Cataloging und cloud-nativer Massendatenreplikation zu nutzen.
Was verbirgt sich hinter den neu angekündigten Technologiepartnerschaften?
Im Sinne des erwähnten „Business Data Fabric“-Ansatzes wollen wir mit den angekündigten Technologiepartnerschaften unseren Kunden helfen, ihre Datenlandschaft zu vereinfachen und neue Fähigkeiten zu ergänzen, um kritische Geschäftsdaten über Applikationsgrenzen hinweg effizient und sicher zu verarbeiten. Mit Databricks arbeiten wir daran, Daten aus SAP-Applikationen und SAP Datasphere inklusive ihres Geschäftskontextes und der semantischen Informationen mit der Databricks Data Lakehouse Plattform zu integrieren. Die Partnerschaft mit Collibra verfolgt das Ziel, eine engere Integration der SAP-Applikationswelt in Collibra Kataloge und umgekehrt – der Nicht-SAP Welt in den SAP Datasphere Katalog – zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit Confluent adressieren wir eine Einbindung in die Data Streaming Plattform und gemeinsam mit DataRobot schaffen wir neue Möglichkeiten im automatisierten maschinellen Lernen.
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Wann wird es eine SAP Datasphere Zertifizierung geben? Gibt es weitere Pläne für neue Lernangebote?
Aktuell haben wir keine offizielle SAP Datasphere Education-Zertifizierung in Planung; wir arbeiten momentan mit meinem Team an einem openSAP-Kurs.
Es ist nur noch ein Roadmap Item (für Q1/2023) für den Business Builder zu sehen. Wie steht es im Hinblick auf die Einführung des neuen Analytic Model um die Rolle des Business Builders in der Zukunft?
Der Business Builder bleibt in der SAP Datasphere bestehen und wird in Zukunft weiterhin die Zielgruppe der Fachbereichsnutzer adressieren, um eine Abstraktion der Data Layer-Komplexität zu schaffen. Zukünftig wird das Analytic Model Anwendungsfälle wie Multi-Fact, Stacking und auch den Business Layer mit den Business Entitäten unterstützen. Consumption und Fact Models des Business Layers werden dabei durch das Analytic Model abgelöst.
Eines der neuen Datasphere-Features ist der Replication Flow. Wie ist dieser im Vergleich zu bestehenden Optionen wie Data Flows und Remote Tables mit Echtzeit-Replikation einzuordnen?
Wie sämtliche bestehende Funktionalitäten der SAP Data Warehouse Cloud sind auch Data Flows und die Datenreplikation via SDI-Technologie in SAP Datasphere enthalten. Replication Flows stellen eine neue cloud-native Lösung und damit unsere strategische Zielrichtung zur Massendatenreplikation dar. Diese Technologie hat verschiedene Vorteile: Sie benötigt beispielsweise im Unterschied zur SDI-Technologie keine Data Provisioning Agent Komponente und kann auf einfache Weise Cloud-zu-Cloud-Replikationsszenarien realisieren, aber auch On-Premise-Systeme via SAP Cloud Connector einbinden.
Uns interessiert zum Schluss noch brennend, ob ihr ein offizielles Kürzel für SAP Datasphere habt? DSP?
Intern habe ich bereits DS und DSP gesehen – offiziell ist es SAP Datasphere.
Unsere Einschätzung zu SAP Datasphere
Marketing oder Substanz? Diese Frage haben wir uns beim Datasphere Announcement umgehend gestellt. Nach gründlicher Untersuchung der Änderungen im internen NextLytics Datasphere Tenant, Evaluierung der neuen Funktionalitäten in unseren Kundenprojekten sowie dem strategischen Input der SAP durch Hagen Jander, meinen wir ein Urteil fällen zu können.
Bei Datasphere handelt es sich nicht bloß um ein “Data Warehouse Cloud 2.0”.
Die Namensänderung ist keineswegs bloß Marketing, sondern ein wichtiges Zeichen eines erneuten starken Commitments der SAP zu diesem Produkt und dessen erweiterten Anspruchs. Vor allem zementiert sich SAP Datasphere nunmehr als ein Produkt, welches über ein bloßes “Data Warehouse” hinausgeht und mehr als Integrationsplattform zu verstehen ist, welches neben Data Warehousing Funktionalitäten auch u.a. einen Data Catalog und Data Marketplace liefert. Die Partnerschaften mit Databricks, Kafka und Collibra unterstreichen dabei diese Integrationsfähigkeit im Hinblick auf Non-SAP Lösungen. Diese bewusste strategische Entscheidung der SAP, sich für 3rd Party Tools stärker zu öffnen, weckt bei unseren technologisch breit aufgestellten Kunden hohes Interesse.
Auch im Kernbereich Data Warehousing hat sich das Produkt in den letzten Jahren gut entwickelt. Vor allem bei bestehenden SAP Business Warehouse (BW) Kunden gewinnt SAP Datasphere zunehmend an Bedeutung. Probleme wie die begrenzten Migrationsmöglichkeiten wurden mit dem Release und der stetigen Weiterentwicklung der BW Bridge adressiert. Auch ist die Abdeckung von komplexen Anwendungsfällen in der Datenmodellierung bereits deutlich ausgereifter. Es sind weiterhin Defizite im Vergleich zum Funktionsumfang von SAP BW vorhanden, doch der bisherige Track Record macht uns Mut.
Es bleibt abzuwarten, wie sich SAP Datasphere im Zuge der strategischen Neuausrichtung als Integrationsplattform weiterentwickelt und wie die technologischen Partnerschaften konkret umgesetzt werden.
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